Die Wildschweindepression


Dies ist eine wahre Begebenheit und hat sich so zugetragen.

Aber drüber lachen dürft Ihr trotzdem.

Die ganzen Jahre in denen die Kaserne Ratz die 3. Ardennenjäger beheimatete, war Sie auch das Zuhause unseres Regimentswahrzeichens, dem Wildschwein.

 

Das Gehege der Tiere war anfangs direkt am Eingangstor neben dem

„Corps de Garde“ und wurde danach in die Nähe der Truppenkantine verlegt.

Jahrzehntelang wurden die Tiere bestens verpflegt.

Bei schlechtem Wetter und in den strengen Wintern konnten Sie sich in einen Stall zurückziehen.

Im Vergleich zu Ihren Artgenossen die sich in den Wäldern herumtrieben, ein entscheidender Vorteil.

Täglich wurden die Speiseabfälle aus der Küche und dem Speisesaal eingesammelt und es war eine der Aufgaben des „Piquet Jeep's“ diese zum Wildschweingehege zu fahren.

Somit hatten Sie im Sommer wie im Winter jederzeit einen reich gedeckten Tisch und wuchsen prächtig heran.

Als nun 1994 die Kaserne geschlossen und der Militärbetrieb eingestellt wurde, kam auch für die Tiere die Zeit die Kaserne verlassen zu müssen.

Jetzt galt es für die letzte Generation Wildschweine eine neue Bleibe zu finden.

Man wurde in Marche bei den 1. Ardennenjägern fündig.

Somit wurde eine Wildsau von Vielsalm nach Marche transportiert und in das dort bestehende Wildschweingehege integriert.

Nur hatte man die Rechnung ohne unser Wildschwein gemacht.

 

Madame“ wollte sich einfach nicht mit den 1. Ardennenjägerschweinen anfreunden.

Sie suchte keinen Anschluss an die Gruppe und stand tagelang alleine in der Ecke rum.

Von den frankophonen Schweinen aus Marche kümmerte sich auch keine Sau um den Neuzugang aus Vielsalm.

Man kann ohne Weiteres sagen, dass Sie in eine tiefe Depression verfallen war.

Dies fiel natürlich auch den Soldaten in Marche auf.

Da sich die Situation nicht besserte, stand somit fest: „Der Sau muss geholfen werden.“

 

Alles Mögliche versuchten unsere Kameraden aus Marche um aus unserer „Miss Piggy“ wieder ein glückliches Schwein zu machen.

Wochenlang kümmerte man sich intensiv um ihre Probleme aber nichts half.

Das Schwein wurde einfach nicht glücklicher in Marche.

 

Irgendwann kam man auf die Idee den Korporal Ninane mit der Betreuung des Tieres zu beauftragen.

Schließlich war er auch einer von denen, die durch die Schließung der Kaserne in Vielsalm nach Marche gegangen waren.

 

Dass war die Idee überhaupt.

 

Schon nach kurzer Zeit begann unser Sorgenkind sich wieder wie ein Schwein zu benehmen und das was bei Menschen nicht so gern gesehen wird, wurde in diesem Fall sogar ausdrücklich begrüßt.

 

Tägliche Streicheleinheiten, ausgedehnte Spaziergänge und sonstige Aktivitäten machten aus Korporal Ninane und „Schweinchen Dick“ die besten Freunde.

 

Die Depressionen waren verschwunden und alles war wieder in bester Ordnung.

 

Ist dies nicht der beste Beweis, dass 3. Ardennenjäger in guten und schlechten Zeiten zusammenhalten?

 

Text Dieter Crott

Frühes Gehege direkt am "Corps de Garde"
Frühes Gehege direkt am "Corps de Garde"
Foto: Robert Schröder 83/84
Foto: Robert Schröder 83/84
85-86
85-86
Gehege an der Kantine. Nach Schliessung der Kaserne. Ein trauriger Anblick.
Gehege an der Kantine. Nach Schliessung der Kaserne. Ein trauriger Anblick.