Die Weihnachtsbaumaktion

 

 

Weihnachten stand vor der Tür.

Auch in der Kaserne Ratz bereitete man sich auf dieses Fest vor.

 

Um also trotz des strengen Kasernenlebens, dem täglichen Drill und all den anderen Aktivitäten, die eigentlich so gar nichts mit Weihnachten zu tun hatten etwas vorweihnachtliche Stimmung in die Kaserne zu bekommen, entschieden sich einige Soldaten der Deutschsprachigen Ardennenjäger zu einer etwas, sagen wir mal, „außergewöhnlichen“ Aktivität.

 

Als am Sonntagabend, nach Ihrem Wochenendurlaub, die Soldaten so nach und nach wieder in der Kaserne eintrafen, staunten sie nicht schlecht.

 

Am Eingang sowie im Inneren des Deutschsprachigen Blocks d.h. im Wochenlokal und in den Zimmern empfingen Sie mehrere liebevoll geschmückte Weihnachtsbäume.

Die einen waren behangen mit Weihnachtsschmuck, andere wiederum waren von fleißigen Engelchen mit Geschenken dekoriert worden.

 

Doch die Freude darüber währte nicht lange.

Genau genommen nur so lange wie es dauerte bis die Gendarmerie am

Corps de Garde auf der Matte stand und um Einlass bat.

 

Die kamen natürlich nicht um uns Frohe Weihnachten zu wünschen.

 

Diese ebenfalls uniformierten Herren hatten so einige Anzeigen im Gepäck die mit dem Verschwinden von mehreren Weihnachtsbäumen im Zentrum von Vielsalm zu tun hatten.

 

Denn in den Strassen Vielsalms fehlten jetzt aus „unerklärlichen“ Gründen einige Tännchen die vorher noch mehrere Eingänge der verschiedensten Geschäfte geziert hatten.

 

Nach einem Gespräch zwischen den „gut gelaunten“ Ordnungshütern und dem Wachoffizier wurden wir im Anschluss etwas weniger gut gelaunt dazu aufgefordert mal „kurz“ draußen anzutreten.

 

Dies war gleichzeitig mit dem Gang zum Scheiterhaufen zu vergleichen.

Jeder Ardennenjäger weiß dass ausserplanmässiges Antreten auch schon mal was dauern konnte.

 

Ziel solcher Außenversammlungen war es ja immer, irgendwelche Schuldige ausfindig zu machen.

Und da wir uns davon ja nicht beeindrucken ließen, stand man da auch schon mal was länger rum.

Schließlich war man durch das tägliche Außentraining an die winterlichen Temperaturen in Vielsalm gewöhnt.

Selber schuld!!

 

Aber die Chefs hatten Geduld.

Innen war es  ja auch weitaus gemütlicher.

So alle 20 Minütchen kam mal jemand gucken ob wir auch noch alle da waren gefolgt von der Frage: „Und meine Herren. Wer war es?“ um dann nachdem natürlich keine Antwort kam schleunigst wieder nach innen zu verschwinden, der Kaffee wurde kalt.

 

In diesem Fall aber ging es aber relativ schnell.

Auch wenn niemand von unserer Seite aus verraten wurde, so hatte man es doch schnell spitz bekommen wer denn mit den Tännchen seinen Kameraden eine Freude gemacht hatte.

 

Der Grund der erfolgreichen Ermittlungen war folgender:

Die Kameraden hatten zum Abtransport der Bäume Ihre Privatwagen benutzt und da sind nun mal Nummernschilder drauf.

 

Dass da jetzt ein Bürger aus Vielsalm den Ortswechsel der Bäumchen beobachtet hatte und zu allem Überfluss auch noch schreiben konnte…… DASS konnte ja nun wirklich keiner ahnen.

Somit waren die Holztransporteure schnell ausfindig gemacht.

 

Die Kompanie durfte wieder rein, die Bäume mussten raus und ein paar Kameraden hatten noch ein „kleineres“ Gespräch.

 

Am nächsten Tag fuhr also ein Unimog durch die Strassen Vielsalms und brachte die Tannen zurück.

Diese Aktion dauerte einen halben Tag.

Ein Metzger dessen Baum auch wieder zurück war, lachte sich tot und schenkte den Soldaten noch einige Würste als Dankeschön.

Andere fanden es nicht so lustig, aber damit war die Sache erledigt und zog auch keine Konsequenzen nach sich.

 

Bewusst wurde hier darauf verzichtet Namen zu nennen. Tut auch nichts zur Sache.

Diejenigen die dabei waren wissen Bescheid.

 

Text: Dieter Crott